(und
existentielle
Motten)
existentielle
Motten)
Open the Night ist ein Klangspaziergang im öffentlichen Raum, bei dem mit Hilfe der mobilen App Echoes georäumliche Audiotechnologie eingesetzt wird. Diese Technologie ermöglicht es, dass Klänge aktiviert werden, wenn ein Gerät (ein Mobiltelefon, das du, der/die Besucher*in in der Hand hält) eine bestimmte Zone betritt.
Für hörende Menschen bedeutet dies, dass sie ein Smartphone oder iPhone sowie Kopfhörer benötigen, um an diesem Klangkunstwerk teilzunehmen. Folge dem Link oben oder suche in der Echoes-App nach "Open the Night", um das Streaming zu starten.
Setze deine Kopfhörer auf und erkunde die Umgebung, um herauszufinden, was Motten über Licht zu sagen haben.
Auch auf Englisch und in Deutscher Gebärdensprache (DGS) verfügbar.
Für hörende Menschen bedeutet dies, dass sie ein Smartphone oder iPhone sowie Kopfhörer benötigen, um an diesem Klangkunstwerk teilzunehmen. Folge dem Link oben oder suche in der Echoes-App nach "Open the Night", um das Streaming zu starten.
Setze deine Kopfhörer auf und erkunde die Umgebung, um herauszufinden, was Motten über Licht zu sagen haben.
Auch auf Englisch und in Deutscher Gebärdensprache (DGS) verfügbar.
Anstehende Veranstaltungen︎︎︎
Open the Night kehrt in diesem Sommer im Rahmen der Kiezlabor-Tour 2024 als Workshop an zwei Abenden in die Berliner Bezirke zurück:
1. Rotraut-Richter-Platz in Gropiusstadt
29.05.2024, 20:00 - 21:30
Hier anmelden
2. HTW Campus in Lichtenberg *Aufgeschoben
05.06.2024, 20:30 - 22:00
Hier anmelden
Die Plätze in den Workshops sind kostenlos, aber begrenzt.
Was erwartet Dich?
Eine Einführung in Lichtverschmutzung und Stadtökologie durch den Künstler Jeremy Knowles (auf Englisch mit deutscher Übersetzung). Ein ortsspezifischer, mehrkanaliger Klangspaziergang, der je nach Engagement etwa 20-40 Minuten dauert. Am Ende gibt es eine offene Diskussions- und Austauschrunde mit Snacks und Erfrischungen.
Wir blicken in eine leuchtende Zukunft, aber zu welchem Preis?
Nachtfalter spielen als nächtliche Pflanzenbestäuber eine wichtige Rolle in unserem Berliner Ökosystem.
Wie viele andere nachtaktive Insekten nutzen sie das Licht der Sterne und des Mondes als Navigationshilfe, um einerseits nektarproduzierende Pflanzen zu finden, von denen sie sich ernähren können, sowie auch Partner, mit denen sie sich paaren können.
Dazu richten Motten während ihres Geradeausflugs ihre Flügel immer in einem bestimmten Winkel zm Mond aus. Je mehr künstliches Licht der Mensch jedoch in die Städte bringt, desto weniger sind Motten fähig zu bestäuben und sich fortpflanzen. Denn Straßenlaternen konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Motten und bringen sie zum Sterben. Im Durchschnitt verursacht eine Straßenlaterne in Berlin im Sommer 200 tote Insekten pro Nacht.
Und da jedes Jahr immer mehr Straßenlaternen aufgestellt werden, um die Wege der wachsenden Bevölkerung Berlins zu beleuchten, wird die Zahl der betroffenen Insekten mit Sicherheit steigen.
Kann unsere immense menschliche Fähigkeit zur Fürsorge nicht auch mehr für Motten gelten?
Aus der Kultur der Paiute im Great Basin stammt eine traditionelle Geschichte, die von Moth, dem Tänzer, handelt, dessen Flirt mit dem Lagerfeuer Nacht für Nacht schließlich seine ansonsten meisterhaften und faszinierenden Fähigkeiten auf der Tanzfläche überschreitet.
‘The people would watch him as he danced and the young women would laugh as he dove and fluttered and circled. They would try to catch him and dance with him, but he would always escape them.’ (Bruchac, 1994)
Obwohl er von seinem Vater immer wieder ermahnt wird, nicht zu nahe an den Flammen zu tanzen, ist Moths Wunsch, die Menschen mit seinen waghalsigen Flugmanövern zu beeindrucken, schließlich zu groß. Eines Nachts wird Moth mitten im Tanz von dem lodernden Feuer erfasst. Das Volk der Paiute nimmt an, dass Moth in den Flammen umgekommen ist und trauert um ihn. Der Verlust seiner schillernden nächtlichen Auftritte, die sie einst so gut unterhalten hatten, trifft sie sehr.
‘Throughout the winter, the people talked in their lodges about Moth, the dancer. The young women were sad as they thought of how he had been killed by the flames. They would miss his dancing around their fires at night. They would miss playing with him as he dove and circled.’ (Bruchac, 1994)
Die Geschichte endet mit Moths Rückkehr durch spirituelle Reinkarnation. Doch obwohl er zum Volk der Paiute zurückkehrt, die im Sommer wieder um ihr Feuer sitzen, ist Moth für immer verändert. Seine Flügel, die einst schwarz waren, sind durchtränkt von einem Muster aus leuchtendem rot, als wären sie von den Flammen gezeichnet, die ihn einst verbrannt hatten sowie dickem grau wie die Decke, die sein Vater um Moth gewickelt hatte, um seinen versengten Körper zu beruhigen.
‘"We can no longer just call him Moth," the people said. "He must have a new name. We will call him The Fire Dancer." And that has been his name to this day.’ (Bruchac, 1994)
Von Motten lernen, früher und heute...
Geschichten wie Moth, The Fire Dancer (Der Feuertänzer) erzeugen die Symbolik der Motten nicht nur als mystische, sondern vor allem auch als transformative Wesen. Aber haben wir es schon zu weit getrieben?
Eine bahnbrechende Studie, die 2017 vom Entomoligischen Verein Krefeld im Open Access veröffentlicht wurde, stellte fest, dass die Zahl der Fluginsekten in Teilen Deutschlands in nur vier Jahren um mehr als 75 % zurückgegangen ist. (Tagespeigel, 2018) Kürzlich kam eine Studie der TH Chan School of Public Health der Harvard University zu dem Schluss, dass der weltweite Verlust von Bestäubern aufgrund des daraus resultierenden geringeren Angebots an gesunden Lebensmitteln zu rund einer halben Million vorzeitiger menschlicher Todesfälle pro Jahr führt. (Guardian, 2023)
Eine dauerhafte Symbiose zwischen Motten und Menschen in den Städten der Zukunft muss von uns Menschen verlangen, dass wir unsere Beziehung zur Dunkelheit neu bewerten, so wie die Motten ihre Beziehung zum künstlichen Licht anpassen, indem sie immer weniger lichtempfindlich werden.
Wir müssen unsere Wildheit zurückgewinnen.
Doch wenn wir Menschen die Dunkelheit annehmen, handeln wir gegen unsere inneren Mechanismen. Unser Überleben im Laufe der Evolutionsgeschichte war von unserer Fähigkeit geprägt, tagsüber zu jagen und umgekehrt nach Sonnenuntergang nicht gefressen zu werden. Auf unserem evolutionären Weg haben sich die binären Gegensätze von Tag und Nacht, Raubtier und Beute, sicher und unsicher, gesehen und ungesehen, fest in uns eingeprägt. Und es sind dieselben Instinkte, mit denen wir uns heute auseinandersetzen müssen, wenn wir überleben wollen.
Die düstere Erfahrung, die Motten Nacht für Nacht an Straßenlaternen in Städten machen müssen, sollte ein Weckruf für die Menschen sein. Wir müssen handeln, um unsere staubigen Mottenbrüder und -schwestern zu schützen.
Wir können die Motten nicht länger zum Tod verurteilen, indem wir sie nächtelang um Straßenlaternen herumschwärmen lassen. Unsere immense menschliche Fähigkeit zur Fürsorge muss auch für sie gelten. Das Überleben der Motten und damit auch unserer Spezies, die auf die lebenswichtige Rolle der Motten als nächtliche Bestäuber angewiesen ist, hängt von unserer Fähigkeit ab, unsere Beziehung zur Nacht zu überdenken.
Motten haben sich unserem nächtlichen Erleben angenähert, indem sie ihre Anziehung auf Licht desensibilisert haben. Ich frage mich, was unser nächster evolutionärer Schritt sein wird?
FAQs
Was kann ich erwarten?
Einen ortsspezifischen, mehrkanaligen Klangspaziergang von ca. 20-40 Minuten Dauer, je nach Engagement.
Der Spaziergang ist auf Englisch, Deutsch und in Deutscher Gebärdensprache (DGS) verfügbar.
Ist der Inhalt des Spaziergangs für Kinder geeignet?
Auf jeden Fall.
Open the Night ist für alle Altersgruppen geeignet.
Open the Night ist für alle Altersgruppen geeignet.
Muss ich
bezahlen, um
teilzunehmen?
Nein, die Teilnahme ist kostenlos.
Echoes kann kostenlos heruntergeladen werden und Open the Night ist ein kostenloser Spaziergang.
Echoes kann kostenlos heruntergeladen werden und Open the Night ist ein kostenloser Spaziergang.
Wer ist Jeremy Knowles?
Jeremy Knowles (er/ihm) ist ein britischer Künstler, dessen Praxis auf der Wahrnehmung und Aufzeichnung der städtischen Umwelt basiert, die er oft zu Fuß erkundet. Er wuchs auf einem Bauernhof in Hertfordshire auf, weit weg vom Licht der Straßenlaternen.
Quellen und Referenzen
Bogard, Paul ‘The End of Night – Searching for Natural Darkness in an Age of Artificial Light’, 2013
Bruchac, Joseph and Michael J. Caduto, ‘Keepers of the Night’, 1994
Eklöf, Johan ‘The Darkness Manifesto – How Light Pollution Threatens the Ancient Rhythms of Life’, 2022
Gandy, Matthew ‘Moth’, 2016
GfÖ Ecological Society of Germany, Austria, and Switzerland, ‘Impact of light pollution on moth morphology. A 137-yearstudy in Germany’, 2021. https://www.researchgate.net/publication/352014115_Impact_of_light_pollution_on_moth_morphology-A_137-year_study_in_Germany
Guardian, ‘Global pollinator losses causing 500,000 early deaths a year – study’, 2023. https://www.theguardian.com/environment/2023/jan/09/global-pollinator-losses-causing-500000-early-deaths-a-year-study
Hunt, Will ‘Underground – A Human History of the World Beneath our Feet’, 2018
Royal Society, ‘Reduced flight-to-light behaviour of moth populations exposed to long-term urban light pollution’, 2016. https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbl.2016.0111
Schivelbusch, Wolfgang ‘Disenchanted Night’, 1983
Tagesspiegel, ‘Insektensterben: Tödliches Schwirren’, 2018. https://www.tagesspiegel.de/wissen/todliches-schwirren-6612736.html